Der Tangosänger Carlos Gardel (1890–1935) hat den Tango geprägt wie kein anderer. In Argentinien wird er bis heute wie ein Nationalheiliger verehrt. Er war der erste, der zum Tango erfolgreich einen Text sang – mit dem Tango-Lied Mi noche triste gelang ihm 1917 der Durchbruch. Seine Stimme und seine Interpretationen gelten als stilbildend für die Tangomusik.
Statt Bandoneon würde ich jetzt [als Engel] Harfe spielen!
Über die Grenzen Argentiniens hinweg bekannt wurde Gardel durch seine Hauptrollen in Hollywood-Filmen. Im neuen Genre des Tango-Films trat er als Schauspieler wie auch als Sänger in Erscheinung.
„El día que me quieras“ (Der Tag an dem du mich liebst”) von 1935 war sein letzter Film. Über die argentinische Gemeinde in New York kam Gardel mit der Familie Piazzolla in Kontakt. Der vierzehnjährige Astor spielte im Film in einer kurzen Szene einen Zeitungsjungen. Privat durfte er den großen Star auf dem Bandoneon begleiten, welches er bis dahin eher seinem Vater zuliebe übte. Außerdem diente er Gardel als Übersetzer, weil er fließend Englisch und Spanisch sprach. Gardel wollte ihn deswegen auf seine nächste Tournee nach Lateinamerika mitnehmen. Vater Piazzolla aber verbot es – was sich als großes Glück erwies: Bei einem Zwischenstopp in Kolumbien stieß das Flugzeug mit einem anderen zusammen, und Gardel kam mit seinem ganzen Orchester ums Leben. Piazzolla betonte, dass das Zusammentreffen mit dem großen Gardel ihn mehr als alles zuvor zum Tango inspiriert habe.
Laura & Daniel
Bildquellen:
„Carlos Gardel“: Quelle, Autor: José María Silva (1933), Lizenz: Public Domain
„Astor Piazzolla als Zeitungsjunge“: Quelle, Autor: Aus „El día que me quieras“ (1934), Lizenz: Public Domain