Auf unserem Blog informieren wir ja nicht nur über unsere Konzerte, sondern berichten auch über Themen aus Musik und Gesellschaft. Unser Engagement in der #metoo-Debatte dürfte Euch bekannt sein, und kürzlich berichteten wir über die Forderungen der Orchesteraushilfen nach besserer Bezahlung. Doch nicht nur Orchesteraushilfen leiden aktuell unter schwierigen Arbeitsbedingungen. In diesem Beitrag geht es daher um ein Thema, das eher Lauras Fachgebiet ist: Das Unterrichten.
Der Arbeitsalltag einer Harfenlehrerin ist im Vergleich mit manch anderem Beruf sehr zu empfehlen: Entzückenden Kindern und liebenswerten Erwachsenen beizubringen, wie man Harfe spielt, ist meistens eine wundervolle Tätigkeit!
Wäre da nicht – genau. Die Bezahlung.
Die staatlichen Zuschüsse für Kultur und Bildung sind nicht immer gerecht verteilt. So stehen viele Musikschulen finanziell unter Druck. Oft wird dann Geld gespart, indem die Lehrenden nicht mehr fest angestellt, sondern als sogenannte „freie MitarbeiterInnen“ beschäftigt werden. Das heißt letzten Endes, dass diese Mitarbeiter, meist „Honorarkräfte“ genannt, die gleiche Arbeit tun wie ihre festangestellten KollegInnen – nur zu deutlich schlechteren Bedingungen. Das bedeutet unter anderem:
– Sie bekommen nur die gegebene Stunde bezahlt: Bei Krankheit, Ferien, Feiertagen und Absagen von SchülerInnen gibt es kein Geld.
– Kettenverträge mit einjährigen Laufzeiten und extrem kurzen Kündigungsfristen von manchmal nur zwei Wochen sind üblich.
– Sie sind nicht über den Arbeitgeber versichert, sondern müssen sich selbst kranken-, pflege- und rentenversichern.
– Sie haben keinen Unfallschutz am Arbeitsplatz und auf dem Weg dorthin.
– Sie haben keinen Anspruch auf Mutterschutz.
Warum machen wir das mit?
Eine gute Frage. Erste Antwort: Weil wir nun mal Instrumentallehrer werden wollten, und dieser Beruf sehr erfüllend sein kann. Dass die Arbeitsbedingungen so schlecht sind, hat nichts mit dem Beruf zu tun, sondern mit der Sparpolitik der klammen Kommunen. Es gibt übrigens auch Musikschulen, die komplett auf Honorarkräfte verzichten – und das nicht nur in reichen Gemeinden! Es ist nur eine Frage der Prioritäten.
Zweite Antwort: Wir machen es nicht mehr lange mit! Es regt sich Widerstand. Wie auch die Orchesteraushilfen, beginnen die Honorarkräfte, sich zu organisieren. Es gibt schon viele Musikschulen, an denen die Honorarkräfte es geschafft haben, durch politisches Engagement ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Als leuchtendes Beispiel sei hier das „Forum für Honorarkräfte der Rheinischen Musikschule Köln“ genannt, die 2019 eine deutliche Honorarerhöhung und die Festanstellung von 35 Honorarkräften erwirken konnten.
In der nächsten Zeit werden wir in loser Folge über der Situation freier Musikschullehrender berichten.