Wir möchten diesen Blog dazu nutzen, Euch gelegentlich Fundstücke aus der Welt der klassischen Musik vorzustellen. Den Anfang möchte ich mit einem Stück machen, das ausnahmsweise 😉 mal nichts mit Harfe zu tun hat.
Es gibt eine ganze Reihe YouTube-Kanäle, deren Besitzer es sich zur Aufgabe gemacht haben, selten gespielte oder gänzlich unbekannte Komponisten und deren Werke hochzuladen. Man findet dort die tollsten Sachen, und beim Stöbern bin ich auf das Klavierkonzert von Mitja Nikisch (Video ist leider nicht mehr verfügbar) gestoßen. Nikisch war ein deutscher Komponist, der 1899 geboren wurde. Einer kurzen Karriere als Klavierwunderkind folgte eine Phase in den 20ern, in der er äußerst erfolgreich ein Jazz-/Tanz-Orchester betrieb. Er spielte dort mit namhaften internationalen Solisten und wurde von Kritikern gefeiert. Mit Beginn der NS-Diktatur fand diese Art Musik leider ein jähes Ende in Deutschland, was auch Nikisch zur Aufgabe seines Orchesters zwang. In der Folge schrieb er seinen wichtigsten Beitrag zur klassischen Literatur, nämlich besagtes Klavierkonzert. 1936 stellte er es fertig und widmete es seiner Frau. Im selben Jahr starb er in Venedig, verschiedenen Quellen zur Folge entweder an einer schweren Krankheit oder durch Suizid.
Spannend an diesem Stück finde ich, dass man an ihm die Biografie Nikischs erahnen kann. Dem melancholischen Kopfsatz folgt ein kurzes, heiteres Scherzo. Der dritte Satz ist mit „Rhapsodie“ betitelt und enthält neben äußerst schwermütigen Passagen auch viele quälende Dissonanzen. Kurz vor Schluss gibt es einen Teil, den man schon als Coda sehen könnte, doch die Stimmung kippt ein weiteres Mal. Bei stampfenden Tuttiakkorden kann man die Nazi-Aufmärsche regelrecht vor seinem inneren Auge sehen.